Die ARbeit der zukunft
Starten wir direkt mit dem Offensichtlichen: Wir befinden uns mitten drin in einer Revolution der Arbeitswelt. Berufe drohen zu verschwinden oder verändern sich radikal. Arbeit wird schneller, digitaler und agiler. Vielen Unternehmen hadern noch mit dieser Transformation, doch aufhalten lässt sie sich nicht.
Dabei gibt es natürlich keinen einzelnen, isolierten Grund für den Wandel der Arbeit. Stattdessen sind es enorm viele kleine und große Veränderungen, die in ihrer Gesamtheit zu neuen Rahmenbedingungen und neuen Bedürfnissen führen. Versucht man das zusammenzufassen, trifft man zwangsläufig auf die beliebten Buzzwords der letzten Jahre – doch schließlich sind diese nicht umsonst in aller Munde.
Man könnte die großen Themen in diese Gruppen zusammenfassen:
- Veränderte Vorstellungen der Arbeitnehmer (Generation Y, Z, u.a.)
- Innovationen (technisch und kulturell)
- Globalisierung und Vernetzung
- Demographischer Wandel
- Digitalisierung und Technologisierung
- Neue arbeitspsychologische Erkenntnisse
Das Zusammenspiel dieser Faktoren schafft eine Situation, mit der sich jeder Arbeitgeber arrangieren muss. Junge Menschen, die ganz anders sozialisiertworden sind, drängen in den Arbeitsmarkt. Mit der Generation Y ist die Sinn-Frage in den Mittelpunkt gerückt und die Generation Z ist bereits von klein auf tief geprägt von der Technologisierung unserer Welt. Die Aufgabe für Unternehmen kann nicht sein, diese jungen Menschen in die alte Arbeitswelt und die ewig gleichen Arbeitsmodelle zu pressen. Die große Herausforderung ist es hingegen, ein Klima und eine Arbeitswelt zu ermöglichen, die modern ist, beweglich und die für alle funktioniert – und eben auch immer noch wirtschaftlich ist.
Kurzum: Neue Arbeitsformen müssen her.
Was sind diese neue Arbeitsformen?
Es gibt unzählige Ausprägungen und Varianten von Arbeit und mindestens genauso viele Arbeitsmodelle gibt es. Manche sind uralt, andere werden gerade zum ersten Mal überhaupt erprobt. Das Alter alleine erklärt also erst einmal nicht viel. Doch es gibt einige verbindende Elemente der neuen Arbeitsmodelle. Sie stellen eine gute Möglichkeit dar, das Thema anzugehen.
All die neuen Arbeitsmodelle eint ein hoher Grad an Digitalisierung, Virtualisierung und technische Durchdringung der Arbeit. Sie geht einher und wird ergänzt von der sogenannten Agilität. Während man unter dem Begriff heute sehr vieles verstehen kann, beschreibt er doch ursprünglich eine Idee, Projekte und Themen flexibel zu steuern und zu bearbeiten. Die Agilität im Projektmanagement wird ergänzt durch eine hohe Flexibilität in der Arbeitszeit und im Arbeitsort. Gemeinsam zur gleichen Zeit im gleichen Raum zu sein ist da weniger wichtig, als fachlich und persönlich auf einer Ebene zu sein. Das funktioniert aber nur dann, wenn Eigenverantwortung großgeschrieben und auch tatsächlich gelebt wird. Damit das gelingt, muss auch ein neues Verständnis von Führung her. Wenn Teammitglieder selbst die Entscheidungen treffen, nicht mehr vor Ort sind und mehr Fachwissen haben, als ihre Vorgesetzten, ist das eine Herausforderung, an die sich manche Vorgesetzte erst gewöhnen müssen.
All diese Dinge führen zu konkreten neuen Arbeitsformen und bilden gemeinsam die Arbeitskultur der Zukunft. Schauen wir uns diese Faktoren etwas genauer an.
Digitalisierung
Zugegeben, als Begriff ist die Digitalisierung längst ausgelutscht. Das ändert aber nichts an ihrer realen Bedeutung. Jeden Tag gibt es neue Bereiche des täglichen Lebens und der Berufswelt, die von der Technik und der digitalen Vernetzung umfasst werden. Ob sich das dann Industrie 4.0 oder Digital Transformation nennt, spielt eine untergeordnete Rolle.
Kaum ein Job kommt heute noch ohne Computer aus. Dateien werden in der Cloud gespeichert und parallel bearbeitet. Programme nehmen uns Routinetätigkeiten ab und führen eigenständig Aufgaben aus, die früher oft unzählige Stunden gekostet haben. Durch Künstliche Intelligenz wird diese Entwicklung in Zukunft immer weitere Arbeitsbereiche umfassen und den Menschen ermöglichen, das zu tun, was sie am besten können: Kreativ, strategisch und sozial agieren.
Agilität
In dieser digitalen, flexiblen Welt spielt die Agilität ihre besondere Stärke aus.
In einer agilen Organisation dominiert die Zusammenarbeit in produktiven Netzwerken mit persönlicher Verantwortung für ein Produkt oder Thema und einer offenen, direkten Kommunikation. Mitarbeiter und Teams fühlen sich selbst verantwortlich, suchen stets nach Verbesserungsmöglichkeiten und begrüßen Veränderungen. Die Arbeitsweise innerhalb Agiler Teams ist schnell und fokussiert und folgt Management Methoden wie etwa Scrum oder Kanban. Sie ist flexibel, schafft Raum für neue Ideen und gestaltet aktiv die Arbeitsform der Zukunft. Doch ein agiler Mindset alleine genügt nicht. Erst im Zusammenspiel mit den anderen Faktoren, funktioniert das Arbeitsmodell.
Flexibilität
Die Digitalisierung ermöglicht, jederzeit von überall aus zu arbeiten. Die Agilen Methoden befürworten diese Freiheit und zeigen, wie effektiv sie sein kann. Ausdruck davon ist eine ganz neue Flexibilität bezüglich des Arbeitsortes und der Arbeitszeit. Coworking Spaces, Desk Sharing und Home Office sind nur einige der Methoden, mit denen Menschen ermöglicht wird, dort zu arbeiten, wo sie sich wohl fühlen und wo sie am effektivsten erledigen können, was zu tun ist.
Ob die Arbeit dann in 6, 8 oder in 10 Stunden erledigt wird, kann allen anderen eigentlich egal sein. Und das gilt auch für die Arbeitstage. Wenn man gut organisiert ist, ordentlich plant und sich seine Zeit gut einteilt, kann auch eine Vier-Tage-Woche völlig ausreichend sein. Manche Unternehmen gehen schon jetzt soweit, keine Arbeitszeit und nicht einmal feste Urlaubstage in die Verträge zu schreiben. In einer Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kann die beste Work-Life-Balance gerade dann gelingen, wenn völlige Freiheit herrscht.
Eigenverantwortung
Diese hohe Flexibilität in der Gestaltung der eigenen Arbeit geht einher mit einer enorm gesteigerten Eigenverantwortung. Denn das Ganze ist keine Einbahnstraße. Wenn ein Unternehmen alle Freiheiten garantiert, dann ist es darauf angewiesen, dass diese Freiheiten nicht ausgenutzt, sondern im Sinne der höchsten Produktivität und Zufriedenheit verwendet werden. Nur dann kann es dem Arbeitgeber egal sein, ob ein Mitarbeiter lieber mitten in der Nacht oder nachmittags im Café arbeitet.
Diese Verantwortung kann enorm sinnstiftend sein und stark intrinsisch motivieren. Viele Versuche und Untersuchungen haben gezeigt, dass die Arbeitsleistung davon sehr profitiert. Aber als Arbeitnehmer muss man sich eben auch darüber im Klaren sein, welche Seiten die Medaille der neuen Arbeitswelt wirklich hat.
Führung
Eine besondere Herausforderung ist die Veränderung dabei oftmals für Führungskräfte, besonders für diejenigen, die schon länger als Manager arbeiten. Prinzipien, die die Führung von Mitarbeitern und Projekten über viele Jahre bestimmt haben, gelten in Zukunft nicht mehr uneingeschränkt.
Stattdessen gibt es in einem agilen Unternehmen verschiedene Arten von Führungspositionen. Alle sind aber gleichermaßen davon bestimmt, dass Verantwortung wann immer möglich abgegeben wird, dass Themen delegiert werden und dass Führungskräfte als Impulsgeber und Coaches ihrer Netzwerke agieren. Das Zusammenwachsen ganz unterschiedlicher Charaktere, Erfahrungen, Sichtweise und Bedürfnisse innerhalb von Teams besitzt eine Dynamik, die nicht durch generelle Ansagen und eine absolutistische Mentalität zu handhaben sind. Führung heißt zukünftig, Coach und Motivator zu sein und den Experten der flexiblen Teams zu ermöglichen, Bestleistung zu erbringen.
Was heißt das alles?
Bei alledem sind die neuen Arbeitsformen kein Selbstzweck. Die Methoden müssen behutsam und mit Blick auf den Kern des Unternehmens eingeführt werden. Die Modelle können nur dort funktionieren, wo Produkt und Mitarbeiter bereit dafür sind. Ein traditionelles Produktionsunternehmen mit FlexTime, Home Office und Virtual Reality zu beglücken, wird unweigerlich zu Problemen führen. Stattdessen sind es meist junge Unternehmen mit überwiegend jungen Mitarbeitern, die sich schon jetzt weit in die Neue Arbeitswelt vorwagen. Doch irgendwann wird auch der Rest folgen müssen.
Dieses Fingerspitzengefühl ist dennoch wichtig. Der Charme der modernen Methoden sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir Teil einer waschechten Revolution sind. Und da gibt es zunächst immer auch Gegner und Verlierer. Doch am Ende steht eine Arbeitswelt, in der die Menschen stärker im Mittelpunkt stehen. Und das ist der wahre Kern der Neuen Arbeitsformen: Der Mensch.