Die Aufgabenfelder im Feelgood-Management
Feel Good Management

Die Aufgabenfelder im Feelgood-Management

Viele Unternehmen haben inzwischen Feelgood-Manager eingestellt, die sich um das Wohl der Mitarbeiter kümmern sollen. Dabei gehen die Aufgabenfelder weit über das Bestellen von Obstkörben hinaus.

Der Feelgood-Manager - er fängt Stimmungen auf, erkennt Disharmonien, ungünstige Arbeitsabläufe und Kommunikationsprobleme. Er ist Anlaufstelle bei Problemen und Sorgen. Er organisiert Teamevents und kümmert sich um eine störungsfreie, gesunde Arbeitsatmosphäre. Auch das Onboarding kann in seinen Aufgabenbereichen liegen. 

Dabei ist seine Arbeit immer individuell auf das Unternehmen, in dem er angestellt ist zugeschnitten und abhängig von Faktoren wie Unternehmensgröße und Branche. Die folgenden Aufgabengebiete können aber in nahezu jedem Betrieb Anwendung finden. 

Ihr Auftrag ist, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu stärken und effizientes Arbeiten zu ermöglichen.
“KAI® Job-Profil Feelgood-Manager/in” ©Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO 17.12.2

1. Kommunikation

Kommunikation bedeutet nichts anderes als einen Austausch miteinander zum Beispiel von Informationen und Interessen. Kommunikation ist eine der wichtigsten Komponenten in Unternehmen, sie hat einen großen Einfluss auf die Qualität der Arbeit und sie führt unweigerlich zu Problemen, wenn sie gestört ist. Dies gilt sowohl beim sachlich-rationalen Informationsaustausch, als auch auf der emotionalen Ebene, die immer auch Teil der Kommunikation ist. 

Der Feelgood-Manager analysiert die bestehende Kommunikation und baut darauf auf. Er kann bestimmte Kommunikationskanäle einführen und festlegen, damit Informationen gebündelt dort ankommen, wo sie benötigt werden. Er kann Kommunikationsregeln mit den Kollegen erarbeiten und so die Art der Kommunikation verbessern. Er kann gemeinsame, regelmäßige Standups und Meetings einführen, die dem Informationsaustausch dienen. Es geht darum die Mitarbeiter zu sensibilisieren, wie wichtig es ist Informationen auszutauschen und welche Blockaden entstehen können, wenn dies nicht passiert. Es geht auch darum sich klar zu machen, dass die Kommunikation immer auch ein Spiegel der Unternehmenskultur ist. Richtiges Feedback geben, fällt auch unter Kommunikation, auch hier kein ein Feelgood-Manager die richtigen Wege und Methoden zeigen.

Kommunikation

2. Teambuilding

Echte, selbst organisierte Teams arbeiten höchst effizient. In vielen Unternehmen muss man aber erst einmal generell Teams entwickeln, also Menschen, die effektiv miteinander und nicht nur nebeneinander arbeiten. Der Feelgood-Manager kann diverse Maßnahmen ergreifen, um das Teambuilding voranzutreiben. In der ersten Phase steht meistens das Kennenlernen untereinander. 

Hier geht es nicht darum, dass man enge Freundschaften knüpft, es geht erst einmal darum zu verstehen, wie das Gegenüber tickt. Wenn man versteht, dass der Kollege generell lieber per Mail kommuniziert statt per Telefon oder es besonders schätzt wenn man ihn direkt anspricht, wenn man Frage hat, kann das helfen die gemeinsame Kommunikation und die daraus resultierenden Arbeitsabläufe anzupassen. Nicht um jeden Preis, aber man kann auf jeden Fall Kompromisse finden. 

Häufig entdeckt man Gemeinsamkeiten, auf jeden Fall aber versteht man die Kollegen und ihr Handeln besser, manchmal entstehen sogar Freundschaften. Um im nächsten Schritt dem Team immer mal wieder einen Raum zu geben, sich auszutauschen, bieten sich Teamevents aller Art an. Diese kann der Feelgood-Manager planen, oder aber die Teams selbst, wenn es mehrere davon gibt. Er kann unterstützen, Tipps geben oder eine etwaige Finanzierung mit der Geschäftsleitung abklären. 

Ganz wichtig bei diesen Events: Team-Building Maßnahmen, sollten sich niemals nach Team-Building Maßnahmen anfühlen, sondern für die Kollegen eine schöne Abwechslung mit Spaß und Lerneffekt darstellen. Darunter fallen übrigens auch diverse Events, welche ebenfalls häufig vom Feelgood-Manager geplant und organisiert werden: Weihnachtsfeiern, Teamabende, Sommerfeste sowie die Organisation von Geschenken für Geburtstage, Firmenjubiläen oder dem Nachwuchs von Mitarbeitern. 

 

3. Wertschätzung 

Viele Unternehmen kommunizieren, dass ihnen die Mitarbeiter wichtig, gar ihr höchstes Gut sind. In vielen Unternehmen wissen das aber am allerwenigsten dann die Mitarbeiter. Dabei ist es so einfach und so wichtig einander wertschätzend zu begegnen. Im Grunde genommen muss man dem Gegenüber doch einfach zeigen, dass man es schätzt. Dazu gehört zum einen natürlich regelmäßiges und konstruktives Feedback zu ihrer Arbeit. 

Nachhaltige Wertschätzung beinhaltet aber darüber hinaus viel mehr, nämlich dass man den Mitarbeitern zeigt, dass man nicht nur mit ihrer Arbeit sehr zufrieden ist, sondern dass ihre Persönlichkeit schätzt und ihre ganz persönlichen Eigenschaften wichtig fürs Team sind. Es bedeutet auch, dass man ihnen zuhört und sich für sie interessiert. Wie wichtig das ist, zeigen diverse Studien. Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen, zeigen eine viel höhere Motivation und Leistungsbereitschaft. Und viel wichtiger noch: Wer sich dauerhaft nicht wertgeschätzt fühlt, wird das Unternehmen über kurz oder lang verlassen. 

Selbstverständlich muss Wertschätzung von allen Mitarbeitern und allen Führungspositionen gelebt werden. Feelgood-Manager können hier unterstützend einwirken und zum Beispiel Wege aufzeigen, wie man regelmäßig und konstruktiv Feedback gibt. Sie können einen wertschätzenden und achtsamen Umgang miteinander initiieren und fungieren darüber hinaus als Wächter, dass der Umgang auch wertschätzend bleibt.

Wertschätzung

4. Motivation

Die Motivation hat einen direkten und drastischen Einfluss auf die Arbeitsleistung und die Kreativität eines Mitarbeiters. Motivierte Kollegen erbringen laut Studien ca 32 % mehr Leistung und sind dreimal so kreativ. Das alleine sollte schon dazu führen, dass Unternehmen endlich alles für die Motivation ihrer Mitarbeiter tun. Wer noch nicht überzeugt ist, kann sich einfach mal ausrechnen, wie es sich auf den Jahresumsatz auswirkt, wenn nur noch 2/3 der bisherigen Leistung gebracht wird oder plötzlich 1/3 mehr als vorher. 

Wie kann ein Feelgood-Manager dabei helfen, die Motivation zu steigern? Dazu muss man sich die zwei unterschiedlichen Arten von Motivation ansehen. Bei der extrinsischen Motivation kommen die Anreize von außen. Hierzu gehören zum Beispiel Gehälter oder dessen Erhöhung, Beförderungen aber auch Lob und Anerkennung. Der Feelgood-Manager kann zum Beispiel durch das Einführen von konstruktiven Feedbackrunden Einfluss darauf nehmen, dass Lob ausgesprochen wird und ankommt. Er kann sich dafür einsetzen, dass erfolgreich abgeschlossene Projekte entsprechend gewürdigt werden, zum Beispiel mit einer kleinen Feier oder einem gemeinsamen Teamevent. 

Mindestens genauso wichtig wie die extrinsische ist die intrinsische Motivation. Sie kommt aus innen heraus und wird durch ganz unterschiedliche Reize ausgelöst. Zum Beispiel dadurch, dass die Arbeit abwechslungsreich ist oder Spaß macht, durch eine besondere Herausforderung, durch die Bedeutsamkeit einer Aufgabe. Aber auch durch den Grad der Selbstbestimmung und dem Freiraum eigene Entscheidungen treffen zu können. Sie wird auch dadurch gesteigert, dass der Mitarbeiter eine Aufgabe bekommt, die seinen Fähigkeiten und Leistungen und seinen Interessen entspricht. Und selbstverständlich spielt auch hier wieder eine Rolle, wie wertgeschätzt sich ein Mensch fühlt. Die Feier für das bestandene Projekt kann also auch intrinsisch motivierend wirken. Darüber hinaus kann der Feelgood-Manager helfen, dass die Mitarbeiter erkennen, was ihnen liegt, was sie antreibt und dieses Wissen dann bei der Aufgabenverteilung oder eben auch bei der Wahl von Weiterbildungen mit zu berücksichtigen. 

Zu seinen Aufgaben gehört aber auch feine Antennen zu entwickeln, für Dinge, die demotivierend wirken und hier schnell einzugreifen. Das kann eine gestörte Kommunikation, genauso sein, wie fehlendes Equipment oder eine schlechte Arbeitsatmosphäre.

Health

5. Health

Nun kommen wir endlich zum obligatorischen Obstkorb, mit dem Feelgood-Management so gern und häufig in Verbindung gebracht wird. Im Groben fällt in dieses Aufgabengebiet die positive Beeinflussung des physischen und psychischen Wohlbefindens. Der Obstkorb kann hier also eine Rolle spielen. Darüber hinaus können Feelgood-Manager sich mit Themen wie Rückenschmerzen, Stress und Burn-out-Prophylaxe beschäftigen und damit einen entscheidenden Einfluss auf die Verringerung von Fehlzeiten nehmen, 

Rückenschmerzen gehören zu den Top 3 der Fehlzeiten produzierenden Beschwerden in Deutschland. Hier ist also immer Handlungsbedarf für den Feelgood-Manager. Er kann sich darum kümmern, dass die Mitarbeiter haltungsförderndes Mobiliar bekommen und die Mitarbeiter schulen, wie eine gesunde Haltung am Schreibtisch aussieht. Er kann Rückenübungen anleiten oder aber Anleitungen recherchieren und unter den Kollegen verteilen. Er kann Anbieter von mobilen Massagen recherchieren, Bei sitegeist haben wir inzwischen alle 2 Wochen einen Masseur im Haus - zum Selbstkostenpreis. Er kann Kooperationen mit Sportvereinen und Fitnesscentern in der Nähe für die Mitarbeiter organisieren oder einen Tag der Rückengesundheit veranstalten. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Rückengesundheit im Unternehmen zu steigern.

Mindestens genauso viel Beachtung sollte der Reduktion von Stress zukommen. Hier muss zunächst festgestellt werden, was Auswirkungen auf das Stresslevel hat. Im Großraumbüro führt zum Beispiel die ständige Lärmbelästigung zu Stress. Auch einer zu hohe Arbeitsbelastung durch fehlende Priorisierung kann der Feelgood-Manager durch die Einführung geeigneter agiler Methoden entgegenwirken. Er kann Anleitungen und Tipps geben, um akuten Stress zu begegnen, er kann über Entspannungsübungen informieren oder sich um Rückzugsorte bemühen. 

Auch zwischenmenschliche Konflikte können Stress auslösen, der Feelgood-Manager sollte diese erkennen und bei der Auflösung helfen, zum Beispiel als Mediator. 

Es gibt noch diverse weitere Einflüsse auf das Wohlbefinden, wie Luft, Licht oder die Arbeitsatmosphäre und es gibt kaum etwas, wo der Feelgood-Manager nicht zur Optimierung beitragen kann. 

 

6. Onboarding & Recruiting

Wenn ein neuer Kollege beginnt, ist im Vorfeld viel zu tun. Der Arbeitsplatz muss eingerichtet und alles für einen guten, reibungslosen Start organisiert werden. Es kann ein Pate bestimmt werden, der sich in der ersten Zeit um den neuen Kollegen kümmert und ihm alle Informationen zukommen lässt und ihn bei der Einarbeitung unterstützt. Schön sind natürlich auch Dinge wie ein Willkommensfrühstück im Team, ein Blumenstrauß oder eine Schultüte zur Begrüßung oder andere Aktionen, die für ein warmherziges Willkommen sorgen. Diese Aufgaben sind häufig im Backoffice oder beim HR-Manager angesiedelt, der Feelgood-Manager kann dann unterstützend tätig werden. Gibt es wiederum noch keinen Prozess für neue Mitarbeiter, kann er ihn entwickeln und das sollte sehr zügig erfolgen.  

Auch im Recruiting spielt Feelgood-Management immer häufiger eine Rolle. Eine gute Firmenkultur spricht sich rum und kann sich auch in diversen Bewertungsportalen, wie zum Beispiel Kununu zeigen. Arbeitnehmer entscheiden sich längst nicht mehr nur aufgrund einer guten Bezahlung für einen neuen Arbeitgeber. In diversen Branchen spielt die Firmenkultur und die Stellung der Mitarbeiter eine hohe Rolle. 

Das haben viele Unternehmen verstanden und werben damit einen Feelgood-Manager zu haben - doch Vorsicht - wenn dies nur ein Vorwand ist und das Feelgood-Management mehr Schein als Sein, macht das ein Unternehmen unglaubwürdig. Das spricht sich irgendwann rum und dann spätestens hat es negative Auswirkungen auf das Recruiting. 

                                                                

Onboarding & Recruiting

Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Arbeitsbereiche eines Feelgood-Managers, doch er zeigt schon, welchen Einfluss auf diverse Bereiche dieses Berufsfeld haben kann. Generell sind die Aufgaben immer individuell an das Unternehmen angepasst und wachsen stetig mit. Deswegen halte ich es auch für höchst unsinnvoll, das Feelgood-Management an einen externen Berater auszulagern. Man braucht aus meiner Sicht nicht einmal unbedingt einen Feelgood-Manager einstellen. 

Gibt es nicht eigentlich in jeder Firma schon eine oder mehrere gute Seelen, die sich um alles und jeden kümmern? Das sind genau die Personen, die sich um das Wohlbefinden der Mitarbeiter kümmern sollten. Denn sie bringen schon die wichtigsten Skills mit: Empathie, emotionale Intelligenz, meist eine gute Kommunikationsfähigkeit. Wenn diese Personen geschult werden und die richtigen Werkzeuge an die Hand bekommen, können sie Großes erwirken.